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15 Führungs-Krankheiten – Diagnose und Rezepte von Papst Franziskus

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Demütiger Papst (Foto: REUTERS)

Demütiger Papst (Foto: REUTERS)

Papst Franziskus hat im Rahmen seiner letzten Weihnachtsbotschaft des Papstes der versammelten Kurien-Führung, also der Verwaltungsführung der römisch-katholischen Kirche, gehörig die Leviten gelesen. Dabei prangerte er insgesamt 15 Punkte an, die er künftig beseitigt haben will. Der Papst macht dabei kein Geheimnis daraus, dass für ihn die administrativen Strukturen der katholischen Kirche dringend reformiert gehören, ansonsten werden introvertierte, auf sich selbst fokussierte Kirchenfürsten in einer hyperkinetischen Welt nicht weiterkommen. Für den Papst ist klar: Eine gesunde Kirche braucht gesunde Führungspersönlichkeiten. Dies gilt übrigens auch für andere Organisationen und auch Unternehmen.

Logo Vatican

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Da ich die Jahreswende von 2014 augf 2015 mit meiner Familie in Rom verbrachte und bei der Neujahrsansprache des Papstes unmittelbar vor Ort die Wirkung dieses Papstes selber wahrnehmen konnte, war dies nur der Aufhänger für den folgenden Beitrag. Dieser Papst hat klare Ziele, die er konsequent verfolgt – auch gegen den Willen vieler anderer mächtiger Kirchenfürsten. Er will und wird verkrustete Strukturen aufbrechen – auch wenn er damit Schmerzen verursacht. Aber Heilung ist für ihn auch in klarer Sichtweite.

Die „Übersetzung“ der Führungs-Krankheiten in den Unternehmensalltag

Die Weihnachtsbotschaft hat Gary Hamel, einer der meist beachtenswerten Management-Vordenker aus den USA, in der Harvard Business Review erst vor kurzem aufgegriffen und sie ein wenig für den Alltag in Unternehmen übersetzt. Hier mal zusammengefasst die eindrucksvolle Diagnose mit der entsprechenden Rezeptur:

1. Die Pathologie der Macht, d.h. sich selber für unsterblich, unangreifbar oder gar unersetzlich zu halten [und daher] die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen außer Acht zu lassen. Ein Gang auf einen Friedhof kann schon rasche Linderung erzeugen; das beste Rezept aber ist Demut in seinem Handeln und Tun.

2. Übermäßige Geschäftstüchtigkeit führt zu Dauerstress und (permaneter) innerer Unruhe. Daher sollten Führungskräfte auch regelmäßig Ruhepause einlegen; diese sind geradezu obligatorisch.

3. Rationale und emotionale Versteinerung führt zu einem Verlust an (empathischen) Mitleid und vor allem zu starren Festhalten an den eigenen Standpunkten. Das Ergebnis sind Verwaltungsmenschen ohne Mitleid. Neben Demut und Selbstlosigkeit empfiehlt der Papst hier die (Wieder)Entwicklung von innerer Distanz und Großmut als Gegenmittel.

4. Planungswut und Funktionalismus führt zu der irrigen Annahme, dass perfekte Planung  schon zwangsläufig sichere Ergebnisse bringen wird. Diese Haltung vergisst aber, dass Spontaneität und glückliche Zufälle weit flexibler sind als jede menschliche Planung. Die Ursache hierfür liegt in der „Sesshaftigkeit“ und der Gewöhnung an starre Routinen.

5. Schlechte Koordinierungsfähigkeit führt zu einem lärmenden Orchester, dem das innere, harmonische Gleichgewicht abhanden gekommen ist. Hier wird nicht mehr miteinander sondern gegeneinander gearbeitet; der Teamgeist bleibt auf der Strecke.

„Wenn der Fuß zum Arm sagt: ‚Ich brauche dich nicht‘ oder die Hand dem Kopf erklärt: ‚Hier habe ich zu bestimmen‘, kann daraus nur Unbehagen und kleinliches Revierdenken entstehen.“1

6. Management-Alzheimer ist eine Geistesschwäche, dies es nicht oder nur noch kaum ermöglicht, an die eigenen Wegbegleiter/ Mentoren zurückzudenken. An diesem Erkrankung leiden aber auch Führungskräfte, die ganz in der Gegenwart aufgehen und sich von ihren Leidenschaften, Launen und Obsessionen beherrschen lassen oder die sich mit Mauern und routinemäßigen Abläufen umgeben.

7. Rivalität und Rumsucht führen dazu, dass Vergünstigungen und Titel zum dominierenden Lebensziel werden. Hiergegen hilft die Konzentration auf die Interessen der anderen Menschen, und sich dadurch nicht selber so wichtig zu nehmen.

8. Existentielle Schizophrenie ist ein Leiden derjenigen, die ein Doppelleben – zwischen Mittelmäßigkeit und innerer Leere – führen. Diese Leere kann weder durch Erfolg noch durch Titel ausgefüllt werden. Diese Krankheit trifft vor allem die Führungskräfte, die den Kontakt zu ihren Mitarbeitern oder Kunden verloren haben und sich auf das Abarbeiten bürokratischer Aufgaben beschränken. Dadurch verlieren sie den Kontakt zur Realität und zu den „ganz normalen“ Menschen.

9. Tratschen, Nörgeln und Verleumden ist eine zunächst als scheinbar harmlos empfundene Störung, die aber mit der Zeit immer stärker die beteiligten Menschen in ihren Bann zieht. Misstrauen und Zwietracht sind die Folge; kaltblütiger Rufmord von Kollegen mitunter das Ergebnis. Die Ursache hierfür ist zumeist einfach Feigheit; die Teilnahme daran aber äußerst verführerisch.

10. Vergötterung von Vorgesetzten um sich bei ihnen beliebt zu machen. Reines Karrierestreben und Opportunismus sind oftmals hierfür die Ursachen. Führungskräfte laufen dann Gefahr hieran zu erkranken, wenn sie versuchen, ihre Mitarbeiter zu Loyalität und unterwürfigem Verhalten zu zwingen und sie dadurch oftmals auch noch in eine psychische Abhängigkeit treiben.

11. Gleichgültigkeit gegenüber Anderen weil aufrichtige und wertschätzende Führung fehlen. Dies gilt für diejenigen, die nicht bereit sind, andere an ihrem Wissen teilhaben zu lassen und dadurch anderen nicht helfen. Weitere Ursachen sind auch aus Neid und Arglist Freude daran zu haben, andere Menschen fallen zu sehen, anstatt ihnen beizustehen, sie zu unterstützen und zu ermutigen.

12. „Leidensmiene“ der Griesgrämigen und Mürrischen – d.h. also das zur Schau tragen eines schwermütigen, strengen Gesichtes im Umgang mit niedriger gestellten Mitarbeitern. Weil theatralische Strenge und steriler Pessimissmus nur Symptome von Angst und Unsicherheit darstellen, sollten sich Führungskräfte darum bemühen stets höflich, ausgeglichen, freundlich und begeisterungsfähig zu sein – also einfach ein Mensch, der Andere mit Lebensfreude ansteckt. Die Fähigkeit zur Selbstironie auch in schwierigen Situationen macht sie zudem besonders liebenswert.

13. Anhäufen materieller Güter zur Überwindung existentieller Leere im Herzen und zur Erhöhung vordergründiger Sicherheit. Hier kommt nun das Spirituelle deutlich zum tragen, da das Leben an sich endlich ist und niemand seine gesammelten (irdischen) Schätze mit ins Jenseits nehmen kann.

14. Geschlossene Zirkel, wo Cliquenwirtschaft ausschlaggebender ist als gemeinsame Identität. Diese Krankheit verläuft ähnlich wie Krebsleiden, bedroht die Harmonie von Unternehmen und verursacht vor allem erhebliches Unheil bei denjenigen, die durch Cliquen zu Außenseitern werden. Die heimtückischste Gefahr dabei ist der „Selbstbeschuss“ der Mitstreiter aus den eigenen Reihen.

15. Verschwendungssucht und Selbstdarstellung treten vornehmlich dann auf, wenn nicht mehr die eigene Aufgabe sondern die eigene Macht zur Ausweitung materiellen Gewinns im Fokus der Betrachtungen steht. Das Streben nach Macht kann rasch zur Unersättlichkeit führen und hält viele dann auch nicht davor ab, andere Menschen zu verleumden, zu diffamieren oder zu diskreditieren. Diese Krankheit verleitet Menschen dazu, mit allen Mitteln ihr Ziel zu erreichen und rechtfertigen dies dann auch noch im Namen der Gerechtigkeit und Transparenz.

 

Diese Krankheiten sind potentielle Gefahrenherde für jede Führungskraft und jede Organisation. Und sie können nicht nur einzelnen Menschen schaden sondern vielmehr auch pandemieartig enormen Schaden an der gesamten Organisation anrichten.

Machen Sie doch einfach den gefahrlosen Selbsttest von Gary Hamel für eine gesunde Führungspersönlichkeit hierzu.

 

Quellen:

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